Text plus Meer*

ERSTER ADVENT

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In diesen Post könnte ich schön dramatisch einsteigen: Bei Sturm und peitschendem Regen habe ich mich  in stockdunkler Nacht (17.30 Uhr ) mit funzeliger Taschenlampe knapp drei Kilometer zum „Seehund“ gekämpft, dem aktuell einzigen, am Abend geöffneten Restaurant. Mit letzter Kraft habe ich mich auf die Hanswarft hoch geschleppt, nur, um dann wegen geschlossener Gesellschaft hungrig wieder weggeschickt zu werden.

Jetzt die wahre Fassung: Ja, starker Wind, aber von hinten, also easy flying. Ja, Regen, aber nur ein kurzer Nieselschauer. Nacht und funzelige Taschenlampe stimmen. Geschlossene Gesellschaft auch, aber andere Gäste wurde in einer kleinen Gaststube gegenüber der eigentlichen bewirtet. Einer köstlichen  Scholle mit Bratkartoffeln stand also nichts im Wege. Außer mir waren noch zwei weitere Einzelgäste dort, schnell haben wir einen gemeinsamen Tisch aufgemacht und wegen der relativ kurzen Öffnungszeit (tatsächlich nur bis halb acht) auch schnellen Sturztrunk (das ist ein weißer Schimmel, oder?) praktiziert. Viel Bier, viel Köm, viel Spaß. Der Rückweg war dann auch spaßig. Eh nicht mehr hundertprozentig sicher auf den Beinen, ist starker Seiten- bis Gegenwind ein nicht zu vernachlässigendes Erschwernis. Und das bei schwankendem Funzeltaschenlampenlicht. Alles wahr!

Gar nicht spaßig hätte es auch anderntags werden können, als ich nach Friesentorte, Sherrymatjes, Teepunsch und Sanddornpunsch zwecks Kalorienverbrennung trotz wirklich fiesen Wetters nach Hause laufen wollte. Zum Glück habe ich nach fünf Metern eingesehen, dass das eine extrem schlechte Idee war und dankbar das zuvor noch wichtigtuerisch ausgeschlagene Angebot einer Mitfahrt angenommen. Kaum war ich zuhause, ging die Welt unter. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt so lauten Wind und Regen erlebt /gehört habe. Schon ein bisschen unheimlich. Probates Mittel entdeckt: Kopfhörer, Lautstärke bis auf Schmerzgrenze hochdrehen, Classic-X-mas auf Endlosschleife, aus voller Kehle mitschmettern. Schon ist vom Sturm nur noch ein dumpfes Dröhnen zu hören.Bildschirmfoto 2015-11-29 um 19.09.29

Ziemlich viel Text dieses Mal, oder? O. k., Themenwechsel mit ein paar Bildern. Aber einleitender Text muss sein …:

Herzmuscheln, Wattwurmverdautes, wellengeriffelter Sand und Tang in allen Erscheinungsformen: Endlich wollte ich mal ein bisschen vom dem machen, was der beste Mann aller Zeiten sich gewünscht hat, Makrofotografie.  Ist ja eigentlich eh viel mehr mein Steckenpferd als immer diese weite Weite … 😉 2 Kameras, Gummistiefel, Skihose (die ich sonst nur zum Rodeln brauche und die jetzt ihre Bestimmung als Regenhose feiert) sowie das übliche Hallig-Verpackungsmaterial angelegt und los.

Gegen 15.00 Uhr sollte Hochwasser sein, da war mein Start um halb 12 schon etwas knapp kalkuliert. Viertelstündchen bis zum Deich, ab ins Watt. Für alle Halligleser: nur sechs bis acht Meter! Weiter ging eh nicht, da schon Wasser da war. Kaum hatte ich eine Muschel als Fotomotiv der Wahl ausgeguckt, sie in der Hocke von allen Seiten betrachtet und einen fototauglichen Winkel gesucht, schon hatte ich einen nassen Allerwertesten. Und dann kam das Wasser echt schnell, so dass ich mich flugs auf den Deich gerettet habe. Soviel also zum Thema Makros aus’m Watt. Na, es kommen ja noch mal Gelegenheiten …

Daher nur magere Ausbeute:

Auf dem Rückweg hat sich dann schon angekündigt, dass das Wetter ungemütlicher wird: Die Wellen schwappten eifrig über die Deichkante. Aber mit Verpackungsmaterial macht mir das ja nichts aus.

Und heute Nacht war es dann wieder soweit: Hochwasser zwei Meter über mittlerem Hochwasser. Der aufmerksame Leser weiß, was das bedeutet. Der unaufmerksame guckt hier. Ach, ick freu mir. Hans ist mir nämlich ans Herz gewachsen. Ein bisschen übel nehme ich ihm allerdings, dass es seinetwegen keine vogelkundliche Führung gab. Dabei will ich doch Orni werden. Da im Winter nur relativ wenig Vögel hier sind, rechne ich mir gute Chancen aus, zwei, drei Exemplare danach dann auch eigenständig zu erkennen. Abgelichtet (under-equipped, ich bequengelte das bereits) hab ich schon ein paar. U. a Hitchcock mit Gänsen.

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*) Danke, Andreas W., für diese Überschrift! 😉

 

4 Kommentare zu “Text plus Meer*

  1. Sabine, Dein Blog ist einfach herrlich. Ich bin nur en wenig besorgt, dass di Nahrunsaufnahme doch auffallend häufig erwähnt wird! Es scheint Dir gut zu gehen genieße die Ruhe, die Scholle und die Friesentorte nebst Schnäpschen! Ich freue mich schon auf den nächsten Beitrag!
    LG

    • Moin Kerstin, genau das habe ich beim Schreiben auch gedacht 😉 Aber ich esse doch so gern! Freut mich jedenfalls sehr, dass du die Beiträge gern liest. Heute Abend hatte ich übrigens Spinat mit Rührei und Kartoffeln 😉

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