Ausflug nach auswärts

HUSUM-TAG

P1060705Doch, das hat was: ein Weihnachtsmarkt, auf dem einem Möwen das Krabbenbrötchen streitig machen. Ich hatte das gestern: in Husum, der „grauen Stadt am Meer“, wie – Achtung: Klugscheiße – Theodor Storm sie seinerzeit beschrieb. Husum ist alles andere als grau, zumal bei strahlenden Sonnenschein. Ich muss sagen: Diese Stadt gefällt mir ausnehmend gut und ich hoffe, dass ich in meiner Halligzeit einen weiteren Tagesausflug dorthin schaffe.

Das ist theoretisch immer donnerstags möglich: Um 8.00 Uhr mit der Fähre zum Festland, dann Bus, dann Zug, dann Husum. Um 16.30 Uhr mit Zug, dann Bus, dann Fähre, dann Hooge wieder zurück. Bei falschem Wind, bei zu wenig Wasser und natürlich bei Landunter fällt das erste, entscheidende Kettenglied aus und man muss wieder eine Woche warten. Ich hatte gestern Glück, alles perfekt gelaufen.

Wie gesagt, Husum ist wirklich ein bezauberndes, charmantes Städtchen mit sehr viel Nordfriesenflair. U. a. habe ich heute so oft „Moin“ gesagt wie in den gesamten zwei bisherigen Wochen noch nicht; liegt vielleicht auch daran, dass man einfach mehr Ansprechpartner dafür hat: Fährfahrkartenverkäufer, Busfahrer, Krabbenbrötchenverkäufer, Touristeninformationscountermitarbeiterin, Buchhändlerin, Bäcker, Kassiererin im Supermarkt, Café-Bedienung, diverse Dittchenladeninhaberinnen, diverse Boutiqueverkäuferinnen, Matjesbrötchenverkäufer (ein anderer als der mit den Krabbenbrötchen), Tannengrün-Marktstandbesitzer, und wem man halt sonst auf einem Stadtgang so begegnet und sein ruhrgebiet’sches Wesen entgegenbringt.

Das isse, die graue Stadt:

Wer literarisch ein wenig bewandert ist, der hat sich sowas schon gedacht, aber auch dem unbedarften Besucher drängt sich der Eindruck auf, dass einer ihrer ehemaligen Einwohner die Stadt fest im Griff hat. Und womit? Mit Recht. Die Stadt macht sein Leben in Tafeln erfahrbar … und mit denen musste ich auch vorliebnehmen, das entsprechende Museum hatte leider geschlossen.

Bitte tut mir – und euch 😉 – den Gefallen und klickt euch durch; ich musste jedenfalls nach der dritten oder vierten nur noch grinsen. Vermissen tat ich übrigens Hinweise darauf, in welchem Haus Storms angeheirateter Cousin dritten Grades seine Stimmbruch bekommen hat und in welchem Haus er am liebsten aus dem Fenster geschaut hat. Vielleicht reiche ich das bei meinem nächsten Besuch bei der Touristeninformationscountermitarbeiterin als Optimierungsvorschlag ein.

Und wo wir grad bei Storm sind: Auf keinen Fall vorenthalten möchte ich euch das schaurig-schöne Husum-Gedicht, dass ich erwähnte – nicht, dass ich wieder auf meinen Bildungsauftrag angesprochen werde. Wer das liest, verspürt vielleicht nicht unmittelbar den Drang, aufzuspringen und nach Husum zu fahren – aber genau das sollte man tun! Und an der Sprache dieser Dichtung erfreuen kann man sich allemal. Here we go:

Die Stadt

Am grauen Strand, am grauen Meer
Und seitab liegt die Stadt;
Der Nebel drückt die Dächer schwer,
Und durch die Stille braust das Meer
Eintönig um die Stadt.

Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai
Kein Vogel ohn‘ Unterlass;
Die Wandergans mit hartem Schrei
Nur fliegt in Herbstesnacht vorbei,
Am Strande weht das Gras.

Doch hängt mein ganzes Herz an dir,
Du graue Stadt am Meer;
Der Jugend Zauber für und für
Ruht lächelnd doch auf dir, auf dir,
Du graue Stadt am Meer.

Sehr gut gefallen hat mir auch das Husumer Schloss. So schön norddeutsch. So entspannend unprätentiös.

Gefallen haben mir auch die Schuhgeschäfte. Da sieht man halt gleich, wo der erforderliche Schwerpunkt liegt. Das hätte ich mir wenigstens ansatzweise auch mal in Frankfurt gewünscht.

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Ich freu mich jedenfalls schon sehr auf meinen nächsten Husum-Ausflug. Dann mit Theodor-Storm-Haus, Nordesseemuseum und Nordseescholle Husumer Art im Fischhaus Loof am Hafen. Jawoll.

6 Kommentare zu “Ausflug nach auswärts

  1. Ich beneide Dich – bei der hier einsetzenden Vorweihnachtshektik (eigentlich nix neues, aber jedes Jahr wieder auffällig) würde ich gerne mit Dir tauschen.
    Vielleicht sollte ich für nächstes Jahr mal einen Hallig-Auszeit planen …
    Heute Abend gönne ich mir dann die erste Feuerzangenbowle unterm Weihnachtsbaum :-)
    Viele Grüße
    Petra

    • Oooooh! Feuerzangenbowle! Weihnachtsbaum! Gibts hier beides nicht ;-( Habe mir aber grad beim Halligkaufmann Rotweinnachschub gekauft, das ruft nach Glühwein. Immerhin. Und: Zum Glück haben wir beiden ja schon einen Weihnachtsmarkttermin, juchhu!
      Wenn du Hallig-Auszeit-Tipps brauchst: Ich plauder gern was aus. 😉
      Liebe Grüße zurück!
      Sabine

  2. Moin Moin Sabine. Husum ist meine Heimatstadt und ich vermisse es sehr. Seit 24 Jahren lebe ich in Hamburg bzw südlich von Darmstadt. Ich fahre viermal im Jahr von Darmstadt nach Husum, über das verlängerte Wochenende zu meinen Eltern und Schwester und Nichte und geniesse es am Hafen oder an der Tine zu sitzen und die Eindrücke aufzunehmen…… Wenn Du Tips zu Husum brauchst, dann frag einfach. Ich wünsch Dir weiterhin alles Gute. LG. Joachim

    • Moin Joachim,
      bitte entschuldige, dass ich erst jetzt antworte – man kommt hier ja zu nix 😉 In Husum war ich inzwischen tatsächlich ein zweites Mal und ich kann sehr gut nachvollziehen, dass du Sehnsucht danach hast. Ein rundum schönes, sehr ansprechendes, stimmiges Städtchen. Eigentlich wollte ich mir auch noch Tipps von dir geben lassen – aber man kommt ja hier zu nix. Danke auch für deine guten Wünsche!
      Dir noch eine schöne Rest-Adventszeit (von Weihnachtstrubel ist hier ja so null und gar nichts zu spüren – da bekomme ich in Frankfurt bestimmt einen Kulturschock …) und liebe Grüße! Sabine

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